Abschied
Noch nichts ahnend,
in der neunten Stunde des Tages,
war ich in der Ferne,
auf dem Weg zu Deiner Seele
ein letztes Mal.
Mitten im Menschentrubel
in mir ruhend
in der Frische des sonnigen Herbstes
der neunten Stunde des Tages,
glitt ich
auf dem weißen Schiff
über dem großen See der vier Wälder
zu dem Ort, wo Skrjabin einst atmete.
Noch eine Station weiter,
in der neunten Stunde des Tages,
an einem Ort mitten im Nirgendwo
in den hohen Bergen,
wo in mir plötzlich eine Leere blitzte,
in deren Stille,
meiner noch nicht wissend,
deine Seele sich zum ersten Mal
von mir verabschiedete.
Und auf dem Rückweg,
im Ort wo Skrjabin einst atmete,
stieg ich doch aus,
wie von unsichtbarem Faden geführt,
in der neunten Stunde des Tages,
entlang der Straße
wo Sankt Hieronymus tröstete
und zu mir die Stimme meiner Schwester,
unter der großen Baumkrone sprach,
dass deine Seele jetzt woanders weilt.
Zum Abschied sahen wir uns noch einmal
auf dem grünen, blauen See der vier Wälder.
Meine Seele umarmend
verabschiedest Du Dich flatternd,
mit weißen Flügeln und mildem Blick
für die Ewigkeit.
Auf dem weißen Schiff weitergleitend,
weinte in mir das kleine untröstliche Kind.
(Avramović, 2020)