Zwischen den Welten ...
... dringen die Mythen herein
In der Verbindung von Ideal- und Traumlandschaften, von Orten der Lust und Liebe, von
verschlossenen Gärten und Quellen mit dem Wasser des Lebens, erzählen uns die Bilder aus dem
Zyklus „Zwischen den Welten… dringen die Mythen herein“ den Weg vom eigenen Selbst in der
äußeren Welt zu einem Selbst im Inneren. Dieser Weg führt zur Einkehr und Kontemplation,
zur Suche nach Seligkeit, Sinnlichkeit, Liebe und zu den inneren Früchten der Seele.
Die Motive des dunklen, mystischen und vernebelten Waldes und Dickichts, die in diesem
Gemäldezyklus häufig vorkommen, drücken dabei die unbewussten Zustände, Impulse und
Sehnsüchte aus, die auf diesem Wege unvermeidbar erscheinen.
Auch das introjizierte Vergangene spielt in dieser Suche eine Rolle.
Die Urahnen kommen auf einigen Bildern dieses Zyklus in der Form der verschiedenen
Hypostasen vieler auf dem europäischen Kontinent bekannter Urgöttinnen und Urgöttern
seit der prähistorischen Zeit vor. Die Urgöttinnen Vinčas* in Südeuropa entsprechen
später Trojana oder Fricka in Nordeuropa. Lada und Vesna sind gleich wie Freya, Mokoša,
Aphrodite und Venus. Die Uhrgötter Vinčas* ähneln Trojan, Triglav, Svarog oder Wotan.
Perun bei Slaven ist das Gleiche wie Donner, Thor, Zeus oder Jupiter. Auch weit entfernt von
ihrem Geburtsort im Süden findet Avramović ihre Urahnen im Norden symbolisch wieder.
* Die Vinča-Kultur entwickelte sich vom 6. bis ins 3. Jahrtausend v. Chr. im Südosten Europas entlang des Donaubeckens, im Gebiet des heutigen Serbien, Rumänien, Bulgarien und Mazedonien.